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1899 Hoffenheim: Marco Kurz sieht "kein Kollektiv auf dem Platz"


Bundesliga
Auflösungserscheinungen bei der TSG 1899 Hoffenheim

Von t-online
Aktualisiert am 24.02.2013Lesedauer: 4 Min.
Hängende Köpfe bei den TSG-Spielern nach der Pleite in Augsburg.Vergrößern des BildesHängende Köpfe bei den TSG-Spielern nach der Pleite in Augsburg. (Quelle: dpa-bilder)
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Am 23. Bundesliga-Spieltag hat die TSG 1899 Hoffenheim einen neuen Tiefpunkt erreicht. Nach der 1:2-Niederlage im Keller-Duell beim FC Augsburg tauschten die Kraichgauer mit den Schwaben die Plätze und rutschten auf den vorletzten Tabellenplatz ab. "Im Gegensatz zu den Augsburgern stand bei uns heute kein Kollektiv auf dem Platz, das dieses Spiel unbedingt umbiegen wollte", sagte ein sichtlich bedienter TSG-Trainer Marco Kurz gegenüber LIGA total!.

Der Retortenklub, gepäppelt mit zig Millionen Euro von Mäzen Dietmar Hopp, taumelt hilf-, plan- und emotionslos dem Abstieg entgegen. Während die Augsburger im Kampf um den Klassenerhalt alles in die Waagschale schmissen, traten die Hoffenheimer auf wie bei einem ungeliebten Testspiel im Sommer bei einem unterklassigen Klub aus der Region.

Mölders zeigt, wie es geht

Bestes Beispiel war Sascha Mölders. Der FCA-Angreifer erzielte nicht nur einen Treffer, sondern ließ sich noch auf dem Feld eine Platzwunde nähen, um weiterspielen zu können. "Vielleicht wollten die Spieler es, aber sie waren nicht in der Lage", sagte Kurz auf die Frage, ob seine Akteure nach dem 0:2-Rückstand die Partie gar nicht mehr umbiegen wollten. "Ich spreche nicht von allen Spielern, aber wenn ich Sascha Mölders sehe im Vergleich zu meinen drei offensiven Spielern, dann hat Mölders heute alle in den Sack gesteckt."

Die Situation in Hoffenheim ist deshalb so bedrohlich, weil man schon fast alles ausprobiert hat, um die Situation zu ändern. Sie haben die Trumpfkarte der Trainerentlassung bereits gespielt. Marco Kurz hat wenige Tage vor Weihnachten Markus Babbel beerbt. Auch ein neuer Manager wurde bereits verpflichtet. Andreas Müller ist seit September für den sportlichen Bereich zuständig. Spieler wurden suspendiert, verkauft, gekauft, demontiert oder geschützt.

Auch Experte Magath kann es nicht glauben

Nichts hat irgendeinen Effekt erzielt. Die hoch bezahlten Stars liefern in steter Regelmäßigkeit einen Lustlos-Auftritt nach dem anderen ab. Dabei hatte Manager Müller vor der richtungsweisenden Partie gegen den Tabellennachbarn aus Augsburg noch eine "Schlacht" gefordert. Davon war nichts zu sehen. "Wir sind in eine Lethargie verfallen, wo die Punkte ausbleiben und wo das Spielerische auf der Strecke bleibt", sagte Andreas Beck.

Auch LIGA total! Experte Felix Magath wunderte sich. "Es ist erstaunlich, dass man trotz des Trainerwechsels in der Mannschaft kein Aufbäumen sieht. Da ist zu wenig Kampf, da werden Flanken gar nicht unterbunden, der Gegner wird eingeladen, den Ball in den Strafraum zu bringen", sagte der ehemalige Trainer des VfL Wolfsburg. Sein Fazit: "So ist im Abstiegskampf nicht zu bestehen."

Resignation bei den Fans

In dieser Situation können die Hoffenheimer sogar froh sein, dass ihr Abschneiden selbst in der Region kaum noch jemanden wirklich interessiert. Bereits bei der letzten 0:1-Heim-Niederlage gegen den VfB Stuttgart herrschte im Stadion Totengräberstimmung. Nach Augsburg begleiteten 150 Fans ihr Team. Spötter würden sagen wie immer. Fragt man den einen oder anderen Anhänger nach seiner Gemütslage, erhält man nicht selten die Antwort: "Dann werde ich eben wieder Bayern-Fan so wie früher." Leidenschaft sieht anders aus.

Diese Leidenschaft fehlt auch auf dem Platz an allen Ecken und Enden. Aber woher soll sie auch kommen? Mehr denn je tritt offen zutage, dass Hoffenheim eben nur ein Kunstprodukt ist. Die Spieler kommen nicht wegen der guten Landluft in den Kraichgau, der Perspektive oder eines spannenden Projekts, wie unter Ralf Rangnick. Sondern sie kommen einzig wegen des Geldes. Rund 73 Millionen Euro beträgt der Marktwert der Hoffenheimer Kicker laut transfermarkt.de. Einen vorletzten Platz in der Bundesliga kann man auch billiger haben. Zum Vergleich: Augsburgs Team ist etwa 34 Millionen Euro wert.

Wo liegt das Problem?

Es bleibt also die Frage: Wer ist schuld an dieser grandiosen Talfahrt? Lange Zeit war diese Frage tabu. Weil man früher oder später auf Dietmar Hopp gekommen wäre. Und der große Klub-Mäzen und soziale Wohltäter der gesamten Region galt lange Zeit als unantastbar. Doch längst mehren sich die Stimmen, dass das Problem ganz oben zu suchen ist.

Solange Ralf Rangnick sein Ding in Hoffenheim machte, war die Welt noch in Ordnung. Doch als Hopp plötzlich anfing, ins Geschehen einzugreifen, ging es bergab. Er verkaufte Luiz Gustavo hinter dem Rücken des Trainers nach München. Der autarke Rangnick schmiss im Zuge dessen die Brocken hin. Als auch noch Ernst Tanner gehen musste, gab es keine sportliche Kompetenz mehr in Hoffenheim, die es wenigstens hin und wieder wagte, eine andere Meinung als Hopp zu haben.

Das Umfeld

Es folgten quasi nur noch Angestellte auf Hopps Gnaden. Dazu sehen viele die Nähe des Millionärs zu Spielerberater Roger Wittmann kritisch. Laut Ex-Manager Tanner sei das Grundübel in Hoffenheim, dass "man ständig von Kräften aus dem Hintergrund, vornehmlich Berater, die ihre eigenen Interessen vertreten und nicht die des Klubs, Knüppel zwischen die Beine geschmissen bekommt."

Immerhin will Gönner Hopp seinem Team auch in der zweiten Liga die Treue halten. "Die Spekulation, dass ich bei Abstieg aufhöre, entbehrt jeglicher Grundlage", sagte der 72-Jährige der "Bild"-Zeitung. "Wer weiß, was in Hoffenheim entstanden ist, kann gar nicht auf eine solch abstruse Idee kommen." Ob das ein Fluch oder Segen ist? Diese Frage ist in Hoffenheim noch nicht endgültig beantwortet.

Bayern vor der Brust

Am kommenden Wochenende kommt der FC Bayern nach Hoffenheim, dann geht es zum Tabellenschlusslicht Fürth. Gut möglich, dass der Klub, der vor Saisonbeginn ins internationale Geschäft stürmen wollte, dann bereits Tabellenletzter ist.

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