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Schottischer Fußballverband zeigt Härte im Fall Glasgow Rangers


Fussball International
Anstand, Regeltreue, Fairplay: Der Fall der Glasgow Rangers

Von t-online
17.07.2012Lesedauer: 3 Min.
Das "Old Firm" zwischen Celtic (li.) und den Rangers wird es so schnell nicht mehr geben.Vergrößern des BildesDas "Old Firm" zwischen Celtic (li.) und den Rangers wird es so schnell nicht mehr geben. (Quelle: imago-images-bilder)
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Eine Kolumne von Jonny Giovanni

Man kann viel und gut witzeln über den schottischen Fußball: die lustigen Klubnamen, die unverbrüchliche Treue zum Kick-n-Rush, die fortwährende Dominanz von Celtic Glasgow und den Glasgow Rangers. Das heißt, Moment – damit ist es nun ja vorbei. Künftig muss es lauten: Dominanz von Celtic, denn die Rangers spielen, wenn überhaupt, in der vierten Liga.
Und dieser Umstand wiederum zeugt von Facetten, um die man den schottischen Fußball nur beneiden kann: Anstand, Regeltreue, Fairplay.

In Deutschland undenkbar?

Man braucht sich bloß kurz die vergleichbare Situation in anderen Ländern vorstellen. Einer der großen Vereine des Landes ist bankrott. Was tun? Ihn genauso behandeln wie Dunfermline Athletic oder Rot-Weiss Ahlen? In der Bundesliga etwa, wo man sich sonst gern seiner strengen Finanzregeln rühmt, hat man sich dazu nicht durchringen können. Großklubs wie Borussia Dortmund oder Schalke 04 bekamen trotz ihrer wirtschaftlicher Havarien immer Lizenzen, ja: nicht mal einen Punktabzug. Aus Rücksicht auf die Tradition, aus Angst um den Zorn ihrer Fans, aus Sorge um das Gesamtprodukt.

Im kleinen Schottland dagegen wurden die Statuten gegen die mit 166 Millionen Euro verschuldeten Rangers rücksichtslos durchgesetzt, obwohl ihr Abstieg der Liga quasi das halbe Herz entreißt. Außer dem Derby zwischen den beiden Glasgower Giganten, das rund 150 Millionen Pfund jährlich für die schottische Wirtschaft generiert, hat sie schließlich seit langem nichts mehr zu bieten. Auch die Fernsehanstalten zahlten nur wegen "Old Firm", es war sogar vertraglich festgeschrieben, dass es viermal pro Saison gespielt werden musste. Als nun über die Zukunft der Rangers entschieden wurde, lobbyierte das Fernsehen kräftig für eine sanfte Strafe.

Abstufung in die vierte Liga

Fast überall auf der Welt hätte dieser Druck wohl den Ausschlag gegeben, niemand schafft im heutigen Fußball Geld an wie das TV. Doch die schottischen Vereine und Fußball-Behörden nahmen auch ein Schaden ihrer eigenen Wirtschaftsinteressen in Kauf, um sich treu zu bleiben. Zunächst schloss die SPL, die Premier League, den insolventen Klub aus. Dann beschloss die SFL, die Football League, verantwortlich für die Klassen zwei bis vier, mit den Stimmen von 25:5 Klubs, die Neugründung Newco Rangers nicht in der zweiten Liga neu starten zu lassen, wie das die TV-Stationen noch gerade so akzeptiert hätten. Nein, sie stuften sie herab in Liga vier. Rund 100 Millionen Euro soll das die Vereine kosten, viel, viel Geld im kleinen schottischen Fußball.

Stolze Fans

Aber ist Geld vielleicht doch nicht alles? "Home of Real Football", nennt sich die 1890 gegründete SFL in ihrem Slogan. Mit ihrer Entscheidung für Fairness und Gleichheit hat sie das wohl bewiesen. So sehen es sogar die Rangers-Fans. Unter einer schottischen Mischung aus Sportsgeist und radikalem Trotz wollten sie überwiegend sowieso in die vierte Spielklasse. Lieber ganz unten neu beginnen und jahrelang durch die Provinz tingeln, als sich irgendwelche Privilegien und Geschenke vorwerfen lassen zu müssen – schon gar nicht von Celtic, dem verhassten Rivalen. Fast 80 Prozent der Rangers-Fans sprachen sich in Umfragen für die vierte Liga aus, auch Trainer und Klublegende Ally McCoist begrüßte diese Position als saubere Lösung. Man mag das Masochismus nennen. Andererseits können Fans weltweit, die ja überall so gern von Stolz sprechen, bei den Rangers lernen, was Stolz wirklich bedeutet: integer zu bleiben, auch wenn das mal nur persönliche Nachteile bringt.

Freilich darf man davon ausgehen, dass es selbst für die Hardcore-Anhänger mit der vierten Liga dann auch gut ist und sie nicht unbedingt in den Amateurbereich zurück wollen. Doch selbst dieses Szenario ist noch möglich, denn der schottische Verband verlangt zum Beispiel noch, dass die Rangers-Neugründung das Transferverbot akzeptiert, das gegen den insolventen Vorgänger verhängt wurde. Auch sollen sich die neuen Eigentümer um den englischen Geschäftsmann Charles Green verpflichten, alle direkt den Fußball betreffenden Restschulden zu bezahlen und die Verantwortung für Sanktionen mit zu übernehmen, die noch folgen könnten, zum Beispiel für die jahrelange Praxis von Schwarzzahlungen an die Spieler.

Premiere für die Rangers

Einigt man sich und erhalten die neuen Rangers eine Lizenz, starten sie am 28. Juli in die Saison. Auf dem Programm steht dann ein Pokalspiel bei den Drittligakickern von Brechin City, genannt "The Hedgemen", weil entlang einer Seite ihres 4000 Leute fassenden Stadions eine Hecke verläuft. Kommen die Rangers, wird sich wohl das ganze Dorf auf den Büschen tummeln. Für solche Fußball-Standorte bedeuten die plötzlichen Besuche aus Glasgow ein unverhofftes Konjunkturprogramm. Aber auch für die Rangers haben sie den Charme des Neuen. Nächste Woche in Brechin geht es um die erste Runde des Scottish Challenge Cup. Für die Rangers eine absolute Premiere: in diesem Wettbewerb spielen nur Klubs unterhalb der ersten Liga.

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