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WM 2022 | Weltmeister Sami Khedira: "Grillen kannst du eh nicht im Winter"


Weltmeister Khedira
"Grillen kannst du eh nicht im Winter"

  • Noah Platschko
InterviewVon Noah Platschko

Aktualisiert am 20.10.2022Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Sami Khedira: Der Ex-Nationalspieler hat einen Ratschlag für Joshua Kimmich.Vergrößern des Bildes
Sami Khedira: Der gebürtige Stuttgarter holte bei der WM 2014 den Weltmeistertitel. (Quelle: IMAGO/Pressefoto Rudel/Robin Rudel)

Mit dem Gewinn des WM-Titels 2014 feierte Sami Khedira seinen größten Erfolg. Das Turnier 2022 wird er erstmals als Experte begleiten.

Vergangenen Sommer war Schluss: Nach 14 Jahren als Profi-Fußballer beendete Sami Khedira bei Hertha BSC seine Karriere. Der gebürtige Stuttgarter blickt dabei auf eine Vielzahl an Titeln zurück, gewann die Deutsche Meisterschaft (2007), die Champions League (2014) sowie, als absolutes Highlight, den WM-Pokal (2014).

Nach den Weltmeisterschaften 2010, 2014 und 2018 wird Khedira die WM 2022 in Katar erstmals seit 2006 nicht aktiv als Spieler verfolgen. Der 35-Jährige wird Teil der ARD-Expertenrunde um Nationaltorhüterin Almuth Schult und seinen Ex-VfB-Kollegen Thomas Hitzlsperger.

Genau einen Monat vor Turnierbeginn spricht Khedira bei t-online über seine neue Experten-Aufgabe, warum er nie in der Premier League gespielt hat – und weshalb er nie aus der Nationalmannschaft zurückgetreten ist.

t-online: Herr Khedira, die WM 2022 ist die erste seit 2006, die Sie nicht als Spieler erleben. 2018 machten Sie ihr letztes Länderspiel – sind danach aber nie aus dem DFB-Team zurückgetreten. Warum eigentlich nicht?

Sami Khedira: Ich war noch nicht am Ende und wollte es mir selbst beweisen – und ein Stück weit auch Wiedergutmachung für 2018 betreiben. Ich habe mich gut gefühlt und weiter Bock auf die Nationalmannschaft gehabt, was man meines Erachtens als Spieler immer haben sollte.

Wie war damals der Austausch mit dem Bundestrainer?

Ich hatte zwei lange Telefonate mit Jogi. Klar wäre es damals schöner gewesen, mit ihm nochmal persönlich am Tisch zu sitzen, aber da ist überhaupt nichts hängengeblieben. Ich habe mich in den vergangenen Monaten sehr oft mit ihm ausgetauscht, mich auch mit ihm persönlich getroffen. Wir haben einen tollen Austausch. Mein Ende damals war nicht top, aber meine gesamte Karriere war top – mit dem absoluten Highlight WM-Titel 2014.

Nach dem Triumph 2014 und dem Vorrunden-Aus 2018 will das DFB-Team in Katar wieder angreifen. Wo sehen Sie die deutsche Mannschaft aktuell?

Hansi Flick macht einen guten Job. Weder ist er zu euphorisch noch deprimiert. Trotz der zuletzt nicht immer guten Ergebnisse glaube ich an ein erfolgreiches Turnier. Insbesondere der Bayern-Block im Mittelfeld kann eine Dynamik entwickeln und die Mannschaft tragen. Entscheidend wird aber sein, dass diese Spieler in Form sind. Mein Tipp ist, dass es mindestens bis ins Halbfinale geht.

2014 fuhren Sie nach einem Kreuzbandriss mit zur WM, Leverkusens Florian Wirtz hofft nach der gleichen Verletzung ebenfalls noch auf eine Teilnahme. Würden Sie ihn mitnehmen?

Ich kann aus der Ferne nicht beurteilen, in welcher körperlichen Verfassung er sich befindet. Dass er ein unfassbar guter Spieler ist, der die Offensive des DFB-Teams bereichert, steht außer Frage. Wenn er sich gut fühlt und er in Leverkusen vorher noch ein paar Spiele machen kann, dann würde ich ihn mitnehmen. Aber der Junge hat noch 15 Jahre Karriere vor sich. Ich würde nichts überstürzen, was am Ende noch sein Knie kaputt macht.

Sie persönlich werden das Turnier als ARD-Experte verfolgen. Hatten Sie nicht mal Lust, das Turnier entspannt vor dem Fernseher anzuschauen?

Ich habe letztes Jahr meine Karriere beendet und mir dann ehrlicherweise nach ein paar Wochen gedacht: Ich muss was machen. Da bekam ich Lust auf den Expertenjob. Und überhaupt: Was heißt entspannt gucken? Grillen kannst du eh nicht im Winter.

Aber Glühwein trinken.

Das stimmt, aber das kann man dann nach Feierabend machen (lacht). Spaß beiseite: Ich liebe es, über Fußball zu reden und Spiele zu analysieren. Als das Angebot der ARD kam und ich auch wusste, mit welchem Team ich zusammenarbeiten kann, war mir klar, dass ich große Lust auf die Aufgabe habe.

Sie werden mit Almuth Schult, Thomas Hitzlsperger und Moderator Alexander Bommes die Expertenrunde bilden.

Ich finde die Konstellation top und habe mich schon mehrfach mit Hitz und Almuth ausgetauscht. Wir haben bei der ARD super Bedingungen, um gute Sendungen auf die Beine zu stellen. Es wird anstrengend, aber ich habe richtig Bock drauf.

Welchen Mehrwert wollen Sie als Experte dem Zuschauer und der Zuschauerin vermitteln?

Ich habe es selbst nie gut gefunden, wenn in Expertenrunden nur Sprüche geklopft und Spieler fertig gemacht werden. Mein Fokus soll auf dem taktischen Bereich liegen. Wie hätten Tore erzielt oder verhindert werden können? Warum sind Tore wie gefallen? Ich will eine klare Haltung zeigen, Dinge offen ansprechen – und sie vielleicht mit der einen oder anderen Anekdote verbinden. Das ist mein Ziel.

Mit Real Madrid und Juventus Turin haben Sie bei zwei absoluten Weltklubs gespielt. Da gibt es sicher einiges zu erzählen.

Und ich habe an drei Weltmeisterschaften teilnehmen dürfen. Ich weiß, was bei so einem Turnier innerhalb einer Mannschaft passieren kann und werde versuchen, mich einzufühlen. Und diese Erfahrungen, die ich als Spieler gemacht habe, möchte ich in die Sendungen mit hineinbringen.

Seit dieser Saison sind Sie auch beim Streamingdienst DAZN als Experte am Start. Welche Erkenntnisse hat Ihnen dieser Perspektivwechsel gebracht?

Wie viel Arbeit dahinter steckt. Sendungscalls, den Ablauf planen, die Spiele schauen, Zeitung lesen, mit Leuten sprechen. Du musst die ganze Zeit hellwach sein. Ich habe mir den Job ehrlich gesagt etwas einfacher vorgestellt. Wenn du es wirklich gut und professionell machen willst, dann musst du extrem viel in deine Vorbereitung stecken. TV-Experte bist du nicht einfach mal so nebenbei.

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Beim Champions-League-Finale 2022 geriet ihr ehemaliger Mitspieler Toni Kroos mit ZDF-Reporter Nils Kaben aneinander, brach das Interview ab. Konnten Sie seine Reaktion nachvollziehen?

Toni wusste nach dem Finale, dass Real nicht die bessere Mannschaft war. Aber Real war wie schon in den Runden davor richtig abgezockt. Und diese Ruhe hat ihnen dann auch gegen Liverpool den Sieg beschert. Ich glaube, ich hätte in dem Moment genauso reagiert wie Toni.

Tatsächlich?

Er war in dem Moment einfach sehr emotional, hatte da gerade seinen fünften Champions-League-Titel gewonnen und wollte seine Familie sehen. Ich kann das da schon nachvollziehen. Aber von solchen Reaktionen lebt doch auch der Sport – und die Berichterstattung.

Braucht es Ihrer Meinung nach also diese On-Field-Interviews?

Als Spieler habe ich diese Interviews nie gemocht. Wenn ich die journalistische Perspektive sehe, finde ich aber gut, dass es sie gibt. Sie überbringen in Summe mehr Ehrlichkeit und eben auch Emotionen. Doch respektvoller Umgang muss gegeben sein. Ich mag es nicht, wenn ein Spieler durch den Kakao gezogen wird, nur um eine Schlagzeile zu bekommen.

Der Moderator und Italien-Kenner Jan Henkel meinte im Interview mit t-online, in Italien würde der Fußball in der Berichterstattung deutlich taktischer gesehen. Stimmt das?

Definitiv. Jan Henkel ist ein schönes Beispiel, weil er in Deutschland, zusammen mit Experte Matthias Sammer, die Fußballberichterstattung auf ein ganz hohes Level gebracht hat. Die Freitagsübertragungen bei Eurosport habe ich immer wahnsinnig genossen. Die beiden haben mich mit der Art und Weise, wie sie über Fußball gesprochen haben, gepackt. Das war inspirierend.

Zum Abschluss: Sie selbst haben in Ihrer Karriere in Deutschland, Italien und Spanien Fußball gespielt – allerdings nie in der Premier League. Ärgert Sie das heute noch?

Ich hätte gerne in der Premier League gespielt und es ist schade, dass es nie geklappt hat. Mein Ex-Trainer José Mourinho hat mich, als ich noch bei Real war, gefragt, ob ich Lust habe, zu ihm zu Chelsea zu kommen. Aber das waren lose Gespräche. Auch wegen meiner Verletzung ist es dann nicht zu einem Wechsel gekommen. Diese Liga war für mich immer ein Ziel, aber es hat einfach nie zu 100 Prozent gepasst.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Sami Khedira per Video-Call
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